Fight Club: Kult-Film mit Brad Pitt und Edward Norton wird 20 (2024)

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Fingergelenke knacken erwartungsvoll, als Tyler Durden (Brad Pitt) die Männermeute im düsteren Kellergewölbe begrüßt: "Willkommen im Fight Club!" Einer zieht seinen Gürtel aus, ein anderer streift den Ring vom Finger. "Die erste Regel des Fight Club lautet: Ihr verliert kein Wort über den Fight Club. Die zweite Regel des Fight Club lautet: Ihr verliert KEIN WORT über den Fight Club!" Nervöses Gelächter geht durch die Reihen, während er die weiteren Regeln erklärt: Kein Zeitlimit, Kampf bis zum K.o. oder Abklopfen. Nur ein Kampf auf einmal. Keine Hemden oder Schuhe. Und vor allem: "Wer neu ist im Fight Club, muss kämpfen!"

Begeistert dreschen sie aufeinander ein, die Kellner, Büroarbeiter, Versicherungsfachangestellten, die immer wieder am Feierabend in diesem dunklen Keller auf Sinnsuche gehen. Indem sie sich prügeln, bis Blut fließt, und am nächsten Morgen wieder zur Arbeit gehen. Mit lädierten Gesichtern - aber zufriedener.

Im Oktober 1999 kam "Fight Club" in die Kinos - ein Film über einen namenlosen Mann (Edward Norton), der an der Sinnlosigkeit seines biederen Lebens zu zerbrechen scheint, bis er den so charismatischen wie gefährlichen Seifenhändler Tyler Durden trifft. Der führt ihn ein in eine Welt der illegalen Faustkämpfe und anarchischen Streiche, die immer mehr zum Terrorfeldzug gegen die Konsumgesellschaft ausarten. Bis der Namenlose zu ahnen beginnt, dass Durden nicht ist, wer er zu sein scheint.

Seine düstere Ästhetik und gesellschaftskritische Aussage machten "Fight Club" zu einem der größten Kultfilme der Neunzigerjahre. Auch wenn der Film zunächst auf der großen Leinwand floppte und erst als DVD ein Erfolg war, sind bis heute viele Zitate und Bilder des Films so allgegenwärtig wie seine Message umstritten. War es ein Statement zur Krise der Männlichkeit? Ein breitbeiniges Testosteronspektakel? Oder eine pechschwarze Konsum-Satire?

Was immer "Fight Club" zu einem solchen Phänomen machte, fest steht: Sein Autor hatte diesen Erfolg nicht ahnen können.

p*rnoschnipsel in Familienfilmen

Chuck Palahniuk hatte einen ziemlich entsetzlichen Sommerurlaub hinter sich, als ihm Mitte der Neunzigerjahre die Idee zu "Fight Club" kam: Er war in eine Schlägerei geraten und hatte ordentlich einstecken müssen. Mit einem dicken blauen Auge kehrte er an seinen Arbeitsplatz zurück - und war fassungslos, dass absolut niemand ihn auf seine offensichtliche Verletzung ansprach. Man könnte also ein Doppelleben führen, dachte Palahniuk, solange man nur so lädiert zurückkehrt, dass sich keiner traut, nachzufragen.

Der ehemalige Journalist arbeitete zu dieser Zeit bei einer Truckfirma und schrieb Reparaturanleitungen. Aber an einem Nachmittag nach diesem Sommer setzte er sich hin und verfasste eine siebenseitige Kurzgeschichte über einen Abend in einem illegalen Kampfklub, "Fight Club". Sieben Seiten, weil sein Schreiblehrer, Tom Spanbauer, einmal gescherzt hatte, das sei die perfekte Länge für eine Kurzgeschichte. Palahniuk verkaufte die Geschichte zur Veröffentlichung in einem Sammelband namens "The Pursuit of Happiness" - für 50 Dollar.

Fight Club: Kult-Film mit Brad Pitt und Edward Norton wird 20 (1)

Fotostrecke

"Fight Club": Kultfilm mit Konsumguerilla

Foto: 20th Century Fox/ ddp images

Doch er spürte, dass die anarchische Idee noch ausbaufähig war. Um den Kern der Kurzgeschichte arrangierte Palahniuk Anekdoten über Grenzüberschreitungen, die ihm Freunde und Kollegen erzählt hatten. Etwa die Story von Mike, der p*rnoschnipsel in Familienfilme schnitt. Oder die von Geoff, der als Kellner in die Suppe pinkelte. Am Ende gab es genug kleine Storys für ein Buch über einen namenlosen Spießbürger, der in völliges Chaos abdriftete, das er 1996 für 6000 Dollar Vorschuss verkaufte.

5000 Exemplare hatte die erste Auflage. Es dauerte Jahre, bis sie verkauft waren. Bei der ersten Lesereise durch Seattle, Portland und San Francisco, so erinnert sich Palahniuk im "Fight Club"-Nachwort, "waren nie mehr als drei Leute anwesend. Die Buchverkäufe deckten nicht mal die Kosten für die Minibar-Getränke auf meinem Hotelzimmer." Doch das sollte sich bald ändern.

Gesellschaftssatire zum Mittanzen

Und zwar, als das Buch den Produzenten Ross Grayson Bell and Joshua Donen in die Hände fiel. Für 10.000 Dollar sicherten sie sich die Rechte, obwohl Bell in "BEST. MOVIE. YEAR. EVER.: How 1999 Blew Up the Big Screen" von Brian Raftery zugibt: "Ich wusste nicht, wie man daraus einen Film machen sollte. Aber vielleicht gab es ja irgendjemanden, der das wusste."

Dieser Jemand war David Fincher, Regisseur von "Sieben" (1995) und "The Game" (1997). Er entwickelte das Skript mit Drehbuchautor Jim Uhl. Sie fügten ein spektakuläres Finale hinzu, in dem nicht nur wie im Buch die Welt des Erzählers im Chaos, sondern auch einige Wolkenkratzer in Schutt und Asche enden.

Der Coup von Fincher bestand jedoch darin, einen der größten damaligen Filmstars anzuheuern: Brad Pitt. Der drehte gerade die Romanze "Rendezvous mit Joe Black" und hatte mit Fincher schon bei "Sieben" zusammengearbeitet. Mit Edward Norton sollte er in der "Fight Club"-Verfilmung ein kongeniales Duo bilden. Wochenlang hingen Pitt, Norton, Fincher und der als Script-Doktor angeheuerte Andrew Kevin Walker gemeinsam ab und heckten zusätzliche Ideen für den Film aus.

Fincher und Norton wollten eine Satire machen, waren sich jedoch oft uneinig, wie offensichtlich das in einzelnen Szenen sein sollte. Das führte zu vielen Debatten am Set, trieb aber beide zu Höchstleistungen an. Der Look, der Schnitt, der Rhythmus, alles passte, dazu der Soundtrack von den Dust Brothers, die unter anderem Alben von den Beastie Boys und Beck produziert hatten.

Die Premiere auf dem Venedig-Filmfestival im September 1999 rief gemischte Reaktionen hervor, zudem wussten die Marketingleute bei Fox wenig damit anzufangen. "Männer wollen Brad Pitt nicht ohne Shirt sehen. Dann fühlen sie sich schlecht. Und Frauen wollen nicht sehen, wie er blutet. Also ich weiß nicht, für wen sie den Film gemacht haben", bekam Fincher von einem Marketingexperten zu hören. So floppte der Film im Kino. Er kostete 65 Millionen Dollar und spielte in den USA nur 37 Millionen ein.

Knochenbrüche im Jugendcamp

Erst auf DVD entwickelte sich der Film zum Erfolg. Sechs Millionen Exemplare verkaufte Fox. In vielen Zimmern von Kerlen zwischen 15 und 35 hingen bald die "Fight Club"-Poster. Viele begnügten sich mit dem heimlichen Gedanken, mal jemandem in die Suppe zu pinkeln oder die Fresse zu polieren. Andere gründeten tatsächlich ihren eigenen Fight Club.

Das war alles in der Realität viel weniger spektakulär: Wenn sich etwa im "Silicon Valley Gentleman's Fight Club" Softwareentwickler und Datenanalysten alle paar Wochen auf Einladung mal prügelten, um sich für eine Nacht wie ein Superheld zu fühlen, wie sie "Associated Press" sagten. Als Gesichtsschutz waren Fechtmasken erlaubt, dafür durften die Teilnehmer auch zu Waffen wie Tennisschlägern greifen. Die Polizei schritt nie ein, weil die Kämpfe auf privatem Gelände einvernehmlich zwischen Erwachsenen stattfanden.

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Anders lief es ein paar Jahre nach dem Film in einem Camp der Jugendorganisation "4 H" in Virginia ab. Dort zwangen jugendliche Betreuer jüngere Teilnehmer des Camps zu Kämpfen und schlossen sogar Wetten auf sie ab. Die anderen Kinder mussten jeweils einen Dollar Eintritt zahlen. Entdeckt wurden sie erst, als Eltern ihre Kinder abholten und diese blaue Augen, Prellungen und sogar teilweise Knochenbrüche hatten. Die drei 15 bis 16 Jahre alten Betreuer wurden in 58 Punkten angeklagt.

Selbstentfaltung im Chaos

Das alles nur wegen eines Buchs? Nach jeder seiner Lesungen, schreibt Chuck Palahniuk im Nachwort der "Fight Club"-Taschenbuchausgabe, werde er gefragt, wo denn in der Gegend der nächste Fight Club zu finden sei. Die Kämpfe, die Gewalt, das sei in seiner Erzählung nur Nebensache gewesen. In der Geschichte, so sagt er, gehe es darum, jeden einzelnen Menschen dazu zu ermächtigen, sein Potenzial und seine Fähigkeiten zu erkennen und zu erreichen, was auch immer er in der Welt erreichen wolle.

Wie hätte er ahnen sollen, damals, als er die sieben Seiten für 50 Dollar verkaufte, dass viele Fans des "Fight Club" dessen Regeln auch noch mehr als 20 Jahre später auswendig zitieren können? Auch wenn die meisten dabei wohl eher Brad Pitt als Chuck Palahniuk vor Augen haben, wie der Autor feststellen musste. Als er einmal bei einer Touristentour namens "Haunted Tunnel" in Portland teilnahm, zitierte der Guide gerade die ersten beiden Regeln: "Du sprichst nicht über die "Haunted Tunnel Tour"!

Palahniuk tippte ihm auf die Schulter: "Ich habe das Buch geschrieben, 'Fight Club'."

Der Guide staunte: "Es gab ein Buch?"

Fight Club: Kult-Film mit Brad Pitt und Edward Norton wird 20 (2024)

FAQs

Is Fight Club appropriate for a 13 year old? ›

This coupled with the fairly graphic sex scenes, explicit language and downright disgusting scenes (e.g. huge bags of human fat and searing flesh) makes it a film which should be viewed with caution even by some older viewers.

What are the 3 rules of Fight Club? ›

The first rule of Fight Club is: you do not talk about Fight Club. The second rule of Fight Club is: you DO NOT talk about Fight Club! Third rule of Fight Club: someone yells "stop!", goes limp, taps out, the fight is over. Fourth rule: only two guys to a fight.

What is the meaning behind Fight Club? ›

The main story in Fight Club is about the process of enlightenment caused by a huge amount of mental suffering. the suffering is a result of identifying with the ego, the things we own and the roles we play in a society of hypocrites. The narrator's subconscious mind creates a hallucination: Tyler Durden.

Why is the movie Fight Club so confusing? ›

The reason Fight Club is so easy to misunderstand is that David Fincher's movie beautifully sets up both the narrator's depression and Tyler's appeal. The narrator is a victim of capitalism, unable to forge real human connections, so instead he fills his life with stuff.

Would a Fight Club be illegal? ›

Consenting adults who feel like fighting in a private place don't generally break any laws. And most states don't consider it boxing, so long as none of the fighters are paid [source: AP]. Law enforcement takes an entirely different view of fight clubs when they involve minors, however.

Is Tyler real in Fight Club? ›

The big twist is that Tyler is actually not real. He's a figment of The Narrator's imagination. When the movie first came out in 1999 this was a shock to audiences. But if you rewatch the film, you will see that director David Fincher hid a bunch of clues throughout the film that actually gave away the ending.

What is the rule 8 in Fight Club? ›

No shirt, no shoes, no weapons. Rule 7: Fights will go on as long as they have to. Rule 8: If this is your first time at Fight Club, you have to fight. For the most part, the members adhere to the rules, with the exception of the first two.

What is the 7th rule of Fight Club? ›

Seventh rule: fights will go on as long as they have to. And the eighth and final rule: if this is your first time at Fight Club, you have to fight.

What is the 9th rule of Fight Club? ›

The 9th rule of Fight Club is: You do not post about Fight Club. The 10th rule of Fight Club is: YOU DO NOT POST ABOUT FIGHT CLUB. You do not “like,” “follow,” or “double-tap” posts about Fight Club. You do not “share” them.

Why did Fight Club flop? ›

Marketing executives at Fox Searchlight Pictures faced difficulties in marketing Fight Club and at one point considered marketing it as an art film. They considered that the film was primarily geared toward male audiences because of its violence and believed that not even Pitt would attract female filmgoers.

What is the twist of Fight Club? ›

The ending to Fight Club includes one of the most memorable twists in cinema – when it is revealed that Brad Pitt's character Tyler Durden is, in fact, nothing more than the imaginary alter ego of the narrator (Edward Norton), and as such, all the acts carried out by Durden were actually his own.

Is Fight Club based on a true story? ›

Palahniuk insists there is no such real organization. He has heard of real fight clubs, some said to have existed before the novel.

What is the moral of a Fight Club? ›

Fight Club is promoting the philosophy of many spiritual leaders, that we are not our possessions, that we are more than what we own. This ties back to lesson #2, that the pain and sacrifice we must make will most likely involve our possessions. The reality to life is possessions do not define our character, we do.

Why no one talks about Fight Club? ›

Why is the first rule of fight club not to talk about fight club? The whole point of the fight club they created was for its members to break societal rules and live by their own code. The first rule of fight club was meant to be broken to spread the message.

Can a 13 year old watch get out? ›

DRUG CONTENT: MILD A man is shown drunk and acting strangely, references to people being drunk and a theme of smoking and the desire to quit. OVERALL: 13+ for some strong brutal violence, brief gory images and for language.

What is Fight Club rated for? ›

What makes a PG-13 rating? ›

A PG-13 motion picture may go beyond the PG rating in theme, violence, nudity, sensuality, language, adult activities or other elements, but does not reach the restricted R category.

Why is fighting Rated PG-13? ›

The MPAA rated Fighting PG-13 for intense fight sequences, some sexuality and brief strong language.

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Author: Allyn Kozey

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